INTERNATIONALE WERKBUNDSIEDLUNG (1930 – 32)

 

  

 

Anlässlich der Wiener Werkbundausstellung, die für Sommer 1931 angesetzt war, sollte eine Siedlung mit eingerichteten Häusern erbaut werden. Von den eingeladenen in- und ausländischen Architekten haben folgende an dem Projekt mitgewirkt: Anton Brenner, Max Fellerer, Hugo Gorge, Adolf Loos, Walter Loos, Otto Niedermoser, Ernst Plischke, Walter Sobotka, Oskar Strnad, Hans Vetter, Eugen Wachberger, Helmut Wagner-Feynsheim, Oskar Wlach, Richard Neutra, Arthur Grünberger, Grete Schütte-Lihotzky, Hugo Härin, Gerrit Rietveld, Gabriel Guévrékian und André LurVa, etc. Nach einigen Bauplatzverlegungen konnte schließlich ein Grundstück in Lainz gefunden werden. Der  Standort für die ca. 70 Siedlungshäuser war aber nicht optimal und verursachte bauliche und betriebsorganisatorische Änderungen.

Die Siedlungshäuser auf diesem feuchten Wiesengrund wurden im „Baurecht“ zum Verkauf ausgeschrieben und nicht, wie bei Sozialbauten der Gemeinde Wien üblich, als kommunale Mietzinsobjekte. Neben dieser privatwirtschaftlichen Baufinanzierung ist auch auf die damit zusammenhängende Bauänderungen hinzuweisen. Wegen des feuchten Baugrundes wurde eine Unterkellerung festgesetzt und Ziegelmauerwerk verlangt. Eine Holzbauweise wurde ebenfalls ausgeschlossen. Somit war von vornherein der experimentelle Charakter der Siedlung und der mieterbeteiligte Selbstbau unterbunden, und das Bestreben, so billig wie möglich und flexibel zu bauen desavouiert. Da die meisten Häuser zu teuer und damit unverkäuflich waren, wurden sie nach 1934 in Gemeindeverwaltung übernommen. Seither gehört die Werkbundsiedlung zum sozialen Wohnbau des roten Wiens.

Angemerkt sei, dass durch die locker aufgelösten Häuserreihen, die Gliederung in Zeilenbauweise und die freigegliederten Terrassenhäuser nicht zu den städtebaulichen, lokalpolitischen und ökonomischen Gegebenheiten Wiens passten. Die Wiener Werkbundsiedlung gilt daher in mehrfacher Hinsicht als eine Ausnahme.

Man findet zwei- bis dreigeschossige Häuser, unterschiedliche Raumorganisation von Küchen (Wohnküche, Essküche, Kleinstküche), Lage und Form der Stiegen variieren und über Raumzuordnungen herrschten die unterschiedlichsten Meinungen. 


Infolge will ich jetzt eines dieser Siedlungshäuser genauer Besprechen:

Adolf Loos/Heinrich Kulka: Einfamilienhäuser Woinovichgasse 13-19

Hervorstechendes Merkmal dieser nur 6,10 x 7,70m großen Häuser ist das unterschiedliche Niveau innerhalb eines Geschosses. In der Zwischenebene der Galerie liegt ein kleines Zimmer (Belichtung mittels Oberlichten) und darüber erst befindet sich das Schlafgeschoss mit drei kleinen Schlafkammer und dem Bad. Erst auf dieser Ebene ist ein sich über die ganze Hausfront erstreckender Balkon. Das Dach ist – entgegen der ursprünglichen Planung – nicht begehbar. Bemerkenswert ist auch, dass nur die Außenmauern als tragende Wände und der Kaminkern als tragender Fixpunkt ausgebildet sind. Die Möblierung von Loos sah ein Essplatz im Wohnraum unterhalb des Aufganges zur Galerie vor, mit L-förmiger Sitzbank, sowie einen Arbeitsplatz auf der sich erweiternden Galerie mit eingebautem Schreibtisch und Bücherregalen. Auch im Wohnraum gab es ringsum eingebaute Schränke und einen Sitzplatz mit rundem Tisch, Sitzbank und einem dreibeinigem Hocker. Die Wohnung besaß: 2 Zimmer, 3 Kammern, eine Küche, einen Windfang, Vorraum, Speis, Bad, Waschküche, Keller, Balkon und Gartenterrasse. Die bebaute Fläche betrug 47 m2.