KOMMUNALE MASSNAHMEN VOR DEM 1. WELTKRIEG

 

-       Die Kommunalisierung der Gasversorgung.

1896 wurde vom Gemeinderat beschlossen, die Einrichtung der sich damals in den Händen englischer Kapitalisten befindlichen Wiener Gaswerke nicht abzukaufen, sondern durch beschleunigten Bau eines eigenen städtischen Gaswerks in Simmering so unabhängig zu werden, dass der mit der englischen „Imperial-Continental-Gas-Association“ bis 1899 währende Vertrag nicht verlängert werden musste. Mit noch einem 2. Werk in Leopoldau, war das städtische Gasmonopol geschaffen worden, was sich später als sehr vorteilhaft erwies.

-         Die Verstadtlichung der Elektrizitätswerke.

Auch hier befand sich die Einrichtungen in den Händen von 3 privaten Gesellschaften, deren Arbeitsweise zu immer lauteren Klagen der Bevölkerung führte. Die Wiener Stadtverwaltung erbaute von 1900 – 1902 in Simmering ein eigenes E-Werk, und zwischen 1907 und 1914 wurden auch die privaten Gesellschaften nach hartnäckigen Verhandlungen eingelöst. Seither ist das Elektrizitätswesen in Wien in städtischer Hand monopolisiert.

-         Die Vereinheitlichung, Kommunalisierung und Ausgestaltung des Straßenbahnbetriebes.

Auch hier richtete sich die Unzufriedenheit der Wiener gegen die bestehenden privatkapitalistischen Gesellschaften, deren Linien untereinander nicht verbunden waren, wo man beim Umsteigen immer wieder von neuem eine Fahrkarte lösen musste und es gleichzeitig eine mit Pferden betriebene Trambahn, mehrere mit Dampf und einige elektrisch betriebene Straßenbahnlinien gab. Unter Lueger wurden die privaten Tramway-Gesellschaften nach und nach aufgekauft, die innerstädtischen Strecken elektrifiziert, das Liniennetz ausgebaut und die Verkehrsmittel vereinheitlicht und modernisiert.

-         Der Bau der Zweiten Wiener Hochquellenwasserleitung.

Das stürmische Wachstum der Stadt, (1875 – 680.000, 1900 (ca. zehn Jahre nach Eingemeindung der Vororte) – 1,7 Millionen Einwohner) ließ die Zufuhr der 1873 vollendeten Hochquellenwasserleitung aus dem Schneeberggebiet völlig ungenügend werden. 1900 wurde daher mit dem Bau begonnen und das gewaltige Werk in nur einem Jahrzehnt beendet. Damit sollte die Wasserversorgung Wiens bis über den Zweiten Weltkrieg hinaus gesichert sein.

-         Maßnahmen auf dem Gebiet der öffentlichen Wohlfahrtspflege.

1904 wurde das städtische Versorgungshaus (das heutige Geriatriezentrum am Wienerwald) in Lainz, damals das größte und modernste seiner Art in Europa, gemeinsam mit einem städtischen Krankenhaus eröffnet. Weiters das Waisenhaus „Hohe Warte“ und die Kinderheilstätten Bad Hall, Sulzbach-Ischl und San Pelagio.

Die Maßnahmen der Gemeinde Wien unter der Bürgermeisterschaft Luegers waren für ihre Zeit eine bemerkenswerte Leistung. Erstmals wurden in den Pflichtenkreis der Gemeinde Aufgaben einbezogen, die der bisherigen liberalen Stadtverwaltung völlig fremd gewesen waren.